Archiv für den Monat: Oktober 2012

Wanderung zum Hohen Schneeberg (Děčínský Sněžník), Inversionswetterlage

Als wir vom Bielagrund auf ca. 380 m Höhe starteten, war es herbstlich kühl und nebelig, was es auch den ganzen Tag über blieb. Trotzdem erwartete uns nur wenige Kilometer weiter ein herrlicher Spätsommertag und die Welt stand gewissermaßen auf dem Kopf (zumindest der vertikale Temperaturgradient). Noch die Kammbaude unterhalb des Schneebergs lag in dichtem Nebel, erst auf dem Weg zum Gipfelplateau des Hohen Schneebergs lichtete sich mit jedem zusätzlichen Höhenmeter der Nebel und es umgab uns eine angenehm milde Luft. Oben angekommen, erwartete uns eine prächtige Aussicht auf die herbstlich gefärbten Wälder, die aus einer nebelfreien Linse um den Schneeberg herum sichtbar wurden, während die weitere Umgebung, insbesondere das ganze Elbtal, unter einer dichten Nebelschicht lag. In Kanada hätte man wohl vom Indian Summer gesprochen. Die tiefstehende, noch intensiv strahlende Spätsommer-Sonne tauchte alles in ein märchenhaftes Licht und wir genossen diesen wunderbaren Tag in Vorahnung der kalten, dunklen Tage.

Nachtrag: Wer sich vorab über die Sichtverhältnisse auf dem Hohen Schneeberg informieren will, kann dies über die am Gasthaus installierte Webcam tun.

Mit dem Sessellift auf den Mückenberg (Komáří hůrka)

Von der alten böhmischen Bergstadt Krupka (deutsch: Graupen) führt uns ein Sessellift auf den Mückenberg (Komáří hůrka) auf ca. 807 m Höhe. Die Gondeln sind transversal zur Fahrtrichtung ausgerichtet, glücklicherweise haben sich unsere Köpfe aber als drehbar erwiesen. Als die Seilbahn 1952 nach zweijähriger Bauzeit fertiggestellt wurde, war sie die längste (2348 m) Mitteleuropas und ist heute noch die längste in Tschechien ohne Zwischenstation. Sie gehört zum Typ der kuppelbaren Sesselbahnen: Die Sessel können zum Zwecke des einfacheren Zu- und Abstiegs vom Förderseil gelöst werden. Dieses Merkmal erforderte zur Errichtung eine Schweizer Lizenz. Die Seilbahn startet im Stadtteil Bohosudov (Mariaschein), der vor allem für seine gleichnamige Wallfahrtskirche bekannt ist.

Blick auf die Wallfahrtskirche Mariaschein

Eine weitere Sehenswürdigkeit ist die kleine Kirche St. Anna mit dem dazugehörigen Friedhof. Schon dem Dresdner Maler Adrian Ludwig Richter ist dieses idyllisch gelegene Kirchlein aufgefallen: Er malte es 1836. Das Gemälde hängt heute im Niedersächsischen Landesmuseum in Hannover.

Ludwig Richter: St. Anna, Graupen


Auf dem Mückenberg steht das beliebte Ausflugsrestaurant Mückentürmchen (Komáří vížka). Der Turm war ursprünglich ein Glockenturm, der die Bergleute zur Arbeit rief. Etwas unterhalb des Gipfels, auf dem Weg zur Straße Krupka-Vojtovice steht die St.-Wolfgangs-Kapelle. Ihr Ursprung geht zurück bis zum Jahr 1360, dem Jahr der Weihe auf den hl. Wolfgang, dem Bischof von Regensburg.

St-Wolfgangs-Kapelle

Die heutige Kapelle ist allerdings erst gegen 1700 errichtet wurden, der vorherige Bau fiel einer Zerstörung zum Opfer. Die Gräber auf dem Friedhof der St.-Wolfgangs-Kapelle beherbergen die Toten der ehemals mehrheitlich deutschen Bewohner, ein Familienname findet sich auf besonders vielen Gräbern. Krupka hat eine lange bergbauliche Tradition, selbst der Name soll auf die Zinngraupen zurückzuführen sein, die man in den Bächen der Umgebung fand. Über den Mückenberg führt ein grenzüberschreitender Bergbaulehrpfad hinunter nach Krupka (der andere Endpunkt des Lehrpfads ist in Zinnwald) und passiert dabei den Museumsstollen Alter Martin und die Burg Krupka, bevor er am Stadtmuseum in Krupka endet.